Ich fragte mich heute, warum wir als Christen so oft davor zurückschrecken, der Welt von Jesus zu erzählen. Bei Leuten, die erst wenige Monate bis 2-3 Jahre Christ sind, kann ich es verstehen: Sie haben ggf. Zweifel an ihrem Wissen oder ihrer Erfahrung - obwohl zum Teil gerade Frischbekehrte am meisten für Jesus brennen und "die Klappen nicht halten können" und dadurch jedem von ihrem unglaublichen Lebenswandel erzählen müssen. Je länger ein Christ jedoch wartet mit dem Zeugnisgeben, desto mehr droht er in die Passivität abzurutschen.
Meine Freundin/Verlobte ist eine wundervolle Person und ich liebe es zu sehen, wie Gott sie gebraucht! Sie ist seit 1,5 Jahren im Glauben und hat enorme geistliche Sprünge gehabt. Ich bin SEHR stolz auf sie, bzw. danke Gott von ganzem Herzen, dass Er sie sooo sehr gebraucht! Ich bin wahrlich überreich beschenkt! Klar gibt es Bereiche, in denen sie noch wachsen muss und wird - aber das selbe gilt ja auch für mich. Dennoch freue ich mich von Herzen zu sehen, dass sie im Glauben vorwärts kommen will und einen Hunger nach "mehr" hat. Und genau das ist es, was ich bei vielen Christen vermisse :(
Thema Evangelisation
Ich möchte es mal "vermenschlichen". Wenn ich Freunde habe, die durch eine dunkle Gasse gehen wollen, von der ich jedoch weiß, dass eine Straßengang dort einen Hinterhalt geplant hat, um meine Freunde dort auf brutalste Art und Weise zu verprügeln, abzustechen und sie stundenlang in ihrem Blut und ihren Schmerzen ertrinken zu lassen, würde ich ihnen vermutlich sagen, dass sie diese Gasse NICHT nehmen sollen. Ich würde sie warnen - mit allen mir nur möglichen Mitteln.
Ich nehme dieses Beispiel, da es eine extreme "Verharmlosung" der Hölle ist. In der Hölle wird man nicht für eine Stunde gequält und leidet danach noch ein paar Stunden, bis man stirbt. Nein. Man wird Jahrtausende, Jahrmillionen, ja, für EWIG im Feuer brennen und leiden. Ich verstehe nicht, warum ein kurzzeitiges Leiden (von ein paar Stunden) als schlimmer eingestuft wird, als eine Ewigkeit in der Hölle. Kann es sein, dass vielen Christen die Realität der Hölle nicht mehr bewusst ist? Haben wir unsere Vorstellung von Hölle in unseren Köpfen schon so verharmlost, dass sie sogar weniger grausam erscheint, als die Folter und Qual in dieser Gasse?
Viele Christen sagten mir, dass sie darauf warten, dass ihre Freunde sie nach ihrem Glauben fragen. Das kann ich verstehen. Jedoch frage ich mich, ob wir auch warten würden, bis unsere Freunde uns fragen, was wir von der Idee halten, dass sie durch diese Gasse gehen wollen. Tatsache ist: Im Normalfall wird uns niemand fragen - egal wie "moralisch gut" oder "christlich" wir leben. Es passiert - aber es passiert eher selten. Es passiert vielleicht wöchentlich, aber bedenkt man die Anzahl der verlorenen Freunde, die wir haben, ist selbst dies schrecklich selten.
Ich wage zu behaupten, dass in der Bibel 99% bis 100% aller evangelistischen Gespräche vom Gläubigen aus gingen.
Thema Hölle - oder - "Niemanden sollte aus Angst zu Gott kommen"
Jemand sagte mir mal, es sei falsch den Leuten mit der Hölle Angst zu machen. Die Menschen müssen hören, dass Gott sie liebe. Gut... das klingt logisch. Dann las ich die Bibel und stellte fest, dass Jesus das wohl anders gesehen haben muss - zumindest während seiner Predigten und Ansprachen, Warnungen vor der Hölle und Hinweise auf den Himmel. Wieso schien es für Jesus kein Problem zu sein? Bzw. warum ist es für uns solch ein Problem? Jesus liebte die Menschen und Er zeigte dies sehr deutlich. Ich denke, dass unser Bestreben auf Gottes Liebe hinzuweisen und das Gericht zu verschweigen daher rühren, dass wir selbst nicht so liebevoll mit Menschen umgehen, wie wir eigentlich sollten. Aus dem Gefühl eigener Insuffizienz (Unzulänglichkeit) im Bereich Menschenliebe verweisen wir daher lieber auf Gottes Liebe, statt auf den gesamten Ratschluss Gottes. Kann es sein, dass wir Gott oft auf Seine Liebe limitieren, anstatt Seine Heiligkeit und Vollkommenheit zu sehen?
Wer in den Himmel will, muss erstmal vom Highway to Hell runter. Ich kann nicht von einer Autobahn auf eine andere Straße wechseln, ohne die ursprüngliche Autobahn zu verlassen. Der erste Schritt ist somit der Wunsch und Wille, die Autobahn zu verlassen und eine neue Straße zu befahren. Bevor der Mensch sich nicht bewusst wird, dass er auf dem Highway to Hell fährt, wird er nicht abbiegen.
Ich breche hier mal ab - es ist schon spät. Wäre jedoch für Feedback dankbar. Wie seht ihr das? Ist das Christentum in Deutschland eingeschlafen? Sind wir so seicht geworden? Ist Hölle noch ein Thema in euren Evangelisationsbestrebungen? Ist Evangelisation überhaupt Teil eures Christenlebens? Wenn nicht, warum ist es das nicht? Ich freue mich auf eure Antworten.
3 Kommentare:
Ich stimme mit dir in einigen Punkten überein. Tatsächlich reden wir Cristen hier in Deutschland nicht mehr viel über Gott bzw. über unseren Glauben. Aber ich denke nicht, dass das in erster Linie daran liegt, dass wir Gottes Liebe nicht weitergeben wollen oder wir zu wenig für unsere Mitmenschen fühlen, sondern viel eher daran, dass wir in Deutschland in einer Gesellschaft aufgewachsen sind, die von Gott weiß, aber ihn nicht will. Die Menschen hier kennen doch alle die Geschichte von Gott, Jesus Christus und das Kreuz, aber sie glauben sie nicht. Du kannst niemanden deine Sicht der Geschichte, der Welt aufzwingen. Und Deutschland ist eine Wissensgesellschaft, die Menschen hier können quasi alle Quellen anzapfen, die sie gern anzapfen würden, sie haben sich doch schon längst ihre Meinung gebildet.
Ich glaube (und ich spreche hier nur für mich), dass ich als Christ hier in Deutschland dazu berufen bin, in erster Linie Zeuge zu sein. Entscheidend ist meine Beziehung zu Gott, wenn die intakt ist, werde ich eine positive Wirkung auf die Menschen in meiner Umgebung haben. Zeuge sein heißt für mich, bereit sein, für meinen Glauben, für Gott "auszusagen", darüber "sachlich" zu berichten. Das ist ein entscheidender Unterschied zu Evangelisation. Evangelisation betreibt man in erster Linie dort, wo die Menschen entweder nichts wissen von Gott und Jesus Christus oder nicht im gleichen Umfang wie in Deutschland Zugang zu Informationen darüber haben.
achso, der vorausgehende Kommentar bezog sich auf das Thema "Evangelisation"
Zum Thema Hölle will ich nur anmerken, dass es aus meiner Sicht richtig ist, darüber zu reden. Und "darüber reden" ist kein Synonym für Angst "machen". Es ist ganz natürlich, dass ein Mensch Angst empfindet bei den Bildern, die uns von der Hölle gemalt werden. Aber das Bild der Hölle gehört zu der christlichen Lehre dazu und aus meiner Sicht wäre es eher falsch, nicht darüber zu reden.
Es ist äußerst wichtig, dass wir Christen richtig über den Himmel und die Hölle informiert sind, um in der Lage zu sein, Auskunft zu geben. Denn die weitläufige Vorstellung von Himmel und Hölle entspricht fatalerweise immer noch der aus mittelalterlichen Zeiten.
Hi Ella!
Danke für deinen Kommentar und dein Feedback! :) Ich habe auch jahrelang gedacht, dass Menschen in Deutschland ja die Geschichten aus der Bibel kennen würden - bis ich mit ihnen sprach. Ich bin ziemlich baff, wenn ich hier mit den Teens rede und sie nicht genau wissen, wer dieser Jesus eigentlich sein soll. Oder wenn ich mit Leuten auf der Straße rede und sie die Geschichten aus der Bibel eben kein Stück kennen... Das Buch "Gemeindegründung im nach-christlichen Europa" bringt es auf den Punkt: Wir SIND eben KEIN christliches Land mehr! Die Leute kennen Jesus hierzulande weniger, als manch ein Moslem Ihn kennt! Ich würde dir daher in diesem einen Punkt widersprechen: Die Leute hier stehen zwar auf Wissen, wissen aber über die Bibel herzlich wenig... :( Daher ist Deutschland nicht nur Missionsland, sondern auch Evangelisationsland, denn für beides ist riesiger Bedarf! :(
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