Montag, 27. April 2009

Der Ruf Gottes?

Heute hatten wir Ethik. 2 Mitschülerinnen hielten ein Referat über das Thema "Der Wille Gottes" - was ist er? Gibt es ihn? Wie erfährt man ihn? Wie viel Freiheit haben wir in ihm? Es war ein spannendes Thema, was vielen Leuten die Augen öffnen sollte. Viele fragen Gott: "Was soll ich tun? Wohin möchtest Du, dass ich gehe? Welchen Beruf soll ich wählen? Welche Person soll ich heiraten?" - sie fragen also nach einem klaren RUF von Gott.

Gibt's den? ... JA! Den gibt's! Aber nicht so, wie die meisten Christen denken. Gott beruft uns vor allem dazu Seine Kinder zu sein! Er ruft uns zur Bekehrung, zur Buße, zur Heiligung und Nachfolge. Wir sollen Gott ehren und lieben - DAS ist der Ruf Gottes!

Aber viele hätten gerne einen klaren Ruf, bevor sie z.B. ins Missionsfeld gehen - oder bevor sie sich "sicher" sein können, dass sie ihren jetzigen Partner heiraten sollen. Manche warten auf einen mystischen Ruf, am liebsten akustisch hörbar. Jedoch ist sowas bestenfalls in die Kategorie Schwärmerei, schlimmstenfalls jedoch beim Okkulten anzusiedeln. Irgendwo dazwischen liegt das Denken, dass wir passiv warten sollten, bis Gott etwas spricht und bis dahin nur ruhig verharrend warten...

Gott sagte uns in Matthäus 28,19 und Apostelgeschichte 1,8 recht deutlich, was wir tun sollten. Warum sollte Er uns etwas anderes sagen, wenn wir das, was Er bisher gesagt hat, noch nicht mal ausgeführt haben? Ich möchte es zugespitzt sagen:
Wenn du keinen klaren Ruf hast HIER zu bleiben,
dann solltest du besser gehen!!!
Ich halte dies für die einzig legitime "Ausrede" eines Christen -NICHT- in die Mission zu gehen. Aus welchem Grund sollte Gott einen hier lassen, wenn es "hier" meist eh schon hinreichend viele Christen gibt? Ich halte den "Ruf", den manche Missionare anscheinend haben (oder zu haben glauben) für legitim - jedoch ist er keine Bedingung oder Voraussetzung dafür ins Missionsfeld zu gehen.

Und dennoch beten Tausende von Christen (vor allem wir Jugendlichen) gern und häufig für Klarheit, dass Gott uns Seinen Willen zeigen möge, insbesondere was die Partnerwahl angeht. Aber genau da hat Gott uns sehr großen Spielraum gelassen! Nach 2. Korinther 6,14 wissen wir, Christen dürfen nur Christen heiraten. Alles andere lässt Gott offen! Wir sind frei! Denn Er ist kein Marionettenspieler. Er hat uns Seinen moralischen Willen offenbart und uns gezeigt, wie wir handeln sollen. Warum sollte Er uns nun individuell vorschreiben, wen wir heiraten sollen?! Von unseren eigenen Eltern verbitten wir es uns vorschreiben zu lassen, wen wir heiraten sollen, aber bei unserem himmlischen Vater erwarten, ja, verlangen wir es sogar! Wie paradox!

Fazit:
Wir sind frei. Wir dürfen frei entscheiden, wen wir heiraten oder welchen Beruf wir erlernen. Wir sollen uns in den Grenzen des moralischen, offenbarten Willens Gottes frei bewegen und eigenständige, reife Entscheidungen selber treffen. Damit ehren wir Gott, denn es zeigt, dass Er uns gut erzogen hat. Wir müssen auch nicht auf einen besonderen, mystischen "Ruf Gottes" warten, um einen Job oder ein Leben in der Mission zu wählen. Wir sind berufen Gottes Kinder zu sein - und beauftragt Gottes Zeugen zu sein. Wer das lebt, lebt recht. Der Rest ist Freiheit und sollte (Gott zur Ehre) genutzt werden, durch reife, gute, gottgefällige Entscheidungen.

4 Kommentare:

Juli hat gesagt…

Ich kann dir nicht zustimmen. Mal wieder :)

Ich denke schon, dass Gott uns alle Freiheiten, besonders bei der Partnerwahl, gegeben (außer er soll Christ sein). Aber mir stellt sich da die Frage: Wieso siehst du es als "unfrei" an, wenn Gott einen Plan für dich hat?!
Ich probier es mal zu erklären:
Es ist keine "Sünde" sich den Partner frei zu wählen, aber als ich mich bekehrt habe, habe ich mein Leben an Jesus gegeben. Ich habe alles für ihn aufgegeben, um ihn zu ehren und für ihn zu leben. Und ich glaube daran, was David in Psalm 139 schreibt, dass Gott uns besser kennt als wir uns selber. Und gerade deshalb will ich die Veantwortung für eine Partnerwahl gar nicht selber trage. Ich kenne mich nicht so gut wie Gott mich kennt und er kennt meinen potentiellen Partner auch bis ins kleinste Detail. Da wird Gott doch wohl viel eher wissen, wer zu mir passt und wer nicht.

Ich glaube, dass wenn wir unsere Entscheidungen Gott abgeben, das nichts mit "Marionettenspieler" zu tun hat, sondern mit vollem Vertrauen in Gottes Meinung. Er zwingt uns zu nichts und wir sind frei, aber ich persönlich habe mich durch meine Bekehrung abhängig von Gott gemacht und will diese Abhängigkeit nicht durch Pseudo-Freiheit verlieren.
Und sowieso: Wenn du dich für einen selber für einen Partner entscheidest, dann spielen so viele Faktoren mit (Oberflächlichkeit, erster Eindruck,...), die dann zu unglücklichen Beziehungen und zerrütteten Ehen führen.

ordi hat gesagt…

Nicht der Kontrast zwischen Freiheit und Unfreiheit ist das Thema meines Eintrags, sondern der zwischen reifen und unreifen Entscheidungen; zwischen der Weigerung und der Annahme selbst Verantwortung zu übernehmen (wozu uns Gott ruft).

Der Grund für zerrüttete Ehen ist nicht Oberflächlichkeit und der erste Eindruck, sondern die Weigerung einer oder beider Partner Gottes Geboten zu gehorchen, was "einander Diener sein" und "sich selbst aufgeben" miteinschließt. Eigentlich kann JEDE Ehe harmonisch verlaufen, wenn geistliche Reife und das Ergreifen der eigenen Verantwortung ausgelebt werden. Ich habe nun schon weit mehr als nur eine zerrüttete Ehe gesehen, bei der beide sagten "wir dachten, das sei Gottes Wille", sie sich aber nach der Eheschließung konsequent weigerten Gott zu gehorchen. Aber sie beteten! Sie beteten sogar, dass Gott ihnen Seinen Willen "klarer" zeigen möge, auf dass sie Bestätigung bekämen, dass sie ja nicht zusammen gehören (oder was sie vorher falsch gemacht hätten).. Sie glaubten, dass ihre kaputte Ehe daher kam, dass sie vorher nicht "lang genug" oder nicht "stark genug" nach Gottes Willen gesucht hätten. Beides ist Unsinn. Sie weigern sich aktuelle Sünde ins Visier zu nehmen und abzulegen. DAS ist das Problem.

Somit habe ich in dem Sinne ein Problem mit deiner Sichtweise, dass sie dazu führt, dass wir alle (oder fast alle) Verantwortung auf Gott schieben und nie zu reifen Christen werden, die gottgefällige Entscheidungen treffen. Wir leben von Muttermilch statt von Fleisch! Nur weil Gott uns durch und durch kennt, entbindet uns dies nicht unserer Verantwortung und Gottes Wunsch, dass wir geistliche reif werden.

Ich spreche mich klar GEGEN ein verantwortungswegschiebendes Leben aus, das man als Gottvertrauen kaschiert nach außen präsentiert, innerlich aber völlig unsicher ist, da man keine Ahnung hat, was Gott eigentlich will! ... und das, obwohl Er schon gesagt hat, was Er will!

1. Heiligung
2. Lob Gottes
3. Missionsbefehl

Und doch leben viele Christen so, dass sie auf 1. und 3. pfeifen, 2. nur halbherzig ausleben, und dann noch die Frechheit haben Gott zu bitten ihnen zu sagen, was sie tun sollen, oder gar wen sie heiraten sollen! Ich bleibe dabei - solch ein Verhalten ist unreif, ungehorsam und paradox.

Micha hat gesagt…

Hi Ordi,
liegt das Problem nicht auch an der jeweiligen Prägung der Gemeinden, wie man Gottes Wille interpretiert wird? Es gibt genügend Gemeinden, in denen gepredigt wird, persönliche Lebensentscheidungen Gott zu überlassen, sich lieber leiten zu lassen, als selbst zu leiten, die Eigenverantwortung wird meist sogar als Hochmut ausgelegt. Und damit hat man es vielen auch bequem gemacht, und andere so verunsichert, dass sie sich an die Auslegung ihrer Gemeinde klammern, statt sie insgeheim für sich in Frage zu stellen. Julis Schritt, vollkommen in Jesus aufzugehen, entbindet sicher nicht, eigene Entscheidungen zu treffen - aber warum gibt man freiwillig den Spielraum auf, den Gott so nicht einschränkt? Die Angst vor sich selbst und den Folgen einer Entscheidung, von der man glaubt, sie sei ohne Gottes Zuspruch getroffen worden?....ein schwieriges Feld.

Grüsse
Micha

ordi hat gesagt…

Hi Micha!
Ja, absolut! Die Prägung der eigenen Gemeinde spielt da sicherlich eine enorme Rolle - weswegen ich umso mehr dazu aufrufe selber die Bibel zu lesen und auch mal "umzudenken", als nur das, was man von der Kanzel hört.

Ich denke nicht, dass eigenständige Entscheidungen treffen im Widerspruch steht zur völligen Hingabe und Abhängigkeit von Gottes Willen (wie manche das ja sehen). Wer wirklich Gottes Willen tun will - in allen Dingen - der trifft auch Entscheidungen, die Ihn ehren, da er versucht Entscheidungen zu vermeiden, die aufgrund von Egoismus oder Gewinnsucht getroffen werden.

Wie du schon sagtest: Die Angst vor eigenen Entscheidungen kann den Spielraum innerhalb des Freiraums, den Gott für uns geschaffen und gewollt hat, einengen. Es ist keine Sünde so zu leben, aber man engt sich ja im Endeffekt selbst ein.

Du hast absolut Recht, es ist ein schwieriges Feld - eins, auf dem noch viel beackert werden muss. Aber ich glaube, es lohnt sich, weil es zu einem größeren Verständnis von Freiheit (in Gott) und Abhängigkeit (von Ihm) führt, die sich nicht ausschließen, sondern ergänzen! :)