Freitag, 29. Juni 2007

Kapitalismus?

hmmmm... viele Leute aus Deutschland haben sich vor einem Jahr noch lautstark darüber beschwert, dass Amerika ja so kapitalistisch sei. Alles ginge ja nur ums Geld scheffeln und reich werden - the American Dream sozusagen. Nun wohne ich hier schon seit einem Jahr und mir sind so einige Dinge aufgefallen:

In Deutschland kann ich nicht zu McDonalds gehen und für 4€ ein Menü kaufen. Hier jedoch sehr wohl.

In Deutschland ist nicht jeder dritte Laden mit "Buy one get one free" Schildern bespickt. Hier ist das jedoch der Fall.

In Deutschland gibt es keine Fastfood Kette, die von Christen betrieben wird (wie z.B. Chick-fil-A), die ständig am Gutscheine verteilen ist für kostenlose Menüs (weswegen ich seit einem Jahr ständig Chick-fil-A Menüs umsonst bekommen habe.. Fast jede Woche!)

Die Idee für "kostenloses Internet" sowie kostenfreie Ortsgespräche ist auch nicht wirklich aus Deutschland. Waren umtauschen oder sogar Geld-Zurück-Garantie TROTZ Fehlen des Kassenbons ist hier völlig normal! Im Anbetracht dieser Dinge frage ich mich doch: Wer ist eigentlich kapitalistischer? Deutschland oder USA? Hier wird man ständig zum Essen eingeladen - "Free Refills" zu so ziemlich allen Getränken ist sowieso nichts Neues fürs Amiland, und die Unternehmen geben ständig Prozente, selbst wenn man nicht danach fragt! Ketchup und Co ist hier sowieso aus Prinzip kostenlos in JEDEM Restaurant (egal ob Fastfood oder nicht).

Also wenn ich das Konsum- und Verkaufsverhalten von Deutschland mit dem von den USA vergleiche, und nur EINES der beiden Länder als kapitalistisch (oder geldgeil und gierig) beschreiben würde, so finde ich leider nur Deutschland als "schuldig".

Meinungen dagegen?

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4 Kommentare:

inphidelik hat gesagt…

Ich fürchte Sie verwechseln hier so manches.

Verkaufsfördernde Maßnahmen (sei es im Bereich der Produktpolitik oder Preispolitik) sind essentielle Bestandteile eines guten Marketingkonzeptes. Das demonstriert nicht mehr und nicht weniger als die amerikanische Überlegenheit (bzw. den bundesdeutschen Atavismus) auf diesem Teilgebiet des kapitalistischen Wirtschaftssystems.

Gleichzeitig finde ich die Abwertung des Kapitalismus (Sie setzen ihn gleich mit "Geldgeilheit" und "Gier") äußerst hanebüchen. Jedes Volk der Erde, dem eine andere Wirtschaftsform aufgezwungen wurde, hat diese bei erstbester Gelegenheit mehr oder minder blutig zum Teufel gejagt.

Natürlich sind die modernen Ausprägungen des Kapitalismus diskussionswürdig, eine solche Diskussion allerdings auf Grundlage von "Free-Refills" zu führen ist schlicht unmöglich und am Thema vorbei.

Ich verstehe Ihren Grundtenor und stimme diesem durchaus zu. Jedoch empfinde ich Westentaschenökonomik als ebenso störend wie plumpen Antiamerikanismus.

ordi hat gesagt…

hi inphidelik!
danke erstmal für deinen comment - ich stimme dir zu: aufgrund von free-refills lässt sich sicher kein system beurteilen, jedoch war dies auch nicht meine intention :) mein blog ist eine einfache und simple art mit alten freunden in kontakt zu bleiben.. meine meinung zu diesen themen ist nicht tiefgründig, sondern kratzt nur die oberfläche an - das, was otto-normalverbraucher jeden tag wahrnimmt (in diesen themen - in theologischen themen siehts anders aus).

ich finds cool, dass du dich damit mehr beschäftigst und du mehr interesse darin zeigst, als die meisten anderen. mein post war nur ein teaser um gedanken anzuregen und die USA als solche nicht ständig zu verurteilen (da die mehrheit meiner freunde dies tut). es war also nur ein beispiel, ein denkanstoss - und auch nur als solcher gemeint. :)

danke für deinen comment! wenn du mehr zu dem thema posten möchtest, fühl dich frei und eingeladen das hier zu tun! comments sind immer willkommen :)

inphidelik hat gesagt…

Lieber Ordi.

Auch ich bedanke mich für Ihre Antwort - ich muß vorausschicken, daß Sie mich, als ich obigen Kommentar schrieb, auf dem falschen Fuß erwischten. Bitte lassen Sie mich das kurz ausführen:

Ich bin vor wenigen Wochen, nach einem sechsjährigen Aufenthalt in den Vereinigten Staaten, wieder nach Deutschland zurückgekehrt und muß sagen, daß mich die allgemeine Stimmung in meiner alten Heimat Deutschland gegenüber den USA gelinde gesagt entsetzt hat.

Natürlich hatte ich während dieser Zeit von Freunden und Bekannten schon Äußerungen jedweder Couleur bezüglich der Verdorbenheit der amerikanischen Gesellschaft / des amerikanischen Wirtschaftssystems / etcpp vernehmen müssen, die mich nachdenklich stimmten. Daß jedoch dieser Antiamerikanismus gesellschaftsübergreifende Norm, ja Mode, geworden ist, wurde mir erst vor kurzen Bewusst. (Und inzwischen ist schon der Punkt erreicht, an dem ich mich auf keinerlei Diskussionen mehr einlasse - wie oft bekomme ich folgenden Satz zu hören: "Du hast so lange da drüben gelebt, du bist nicht mehr objektiv." Da fehlen mir die Worte. Von der Idee, meine Freunde und Familie mit Fremdwörterduden zu beglücken, auf daß sie die Bedeutung von "Objektivität" nachschlagen können, sehe ich aus finanziellen Gründen ab.)

Ich habe erkannt, daß die Intention Ihres Posts in der Entkräftung solch plumpen Antiamerikanismus liegt, und das rechne ich Ihnen hoch an!

Leider Gottes scheint es in Deutschland nur ein weiteres konsensfähiges Vorurteil zu geben, welches - neben dem Antiamerikanismus - mit steigendem Bildungsstand nicht ab-, sondern zunimmt: Der Antikapitalismus.

Wenn ich höre, daß inzwischen fast die Hälfte der Westdeutschen der Meinung sind, daß der Sozialismus ein gute Idee war, die nur schlecht ausgeführt wurde, so frage ich mich ernsthaft, was diese Leute in den letzten Jahren zum Frühstück hatten! Als Volkswirt der friedmanschen Schule lassen mich solche Aussagen die Wände hochgehen!

Ich lebte als bekennender Humanist in einer sehr christlich geprägten Gemeinde im westlichen Kansas. Doch IMMER war die dortige Diskussionskultur von gegenseitigem Respekt und Verständnis geprägt. Ideologische Vorverurteilungen (ohne daß man eigentlich Ahnung hätte, von was man spricht) scheinen sich als typisch deutsches Merkmal herauszuprägen.

Demnach hoffe ich, daß Sie meine Entschuldigung akzeptieren. Ich genieße Ihren Blog, obgleich wir in spiritueller Sicht konträre Standpunkte einnehmen. Ich werde Ihnen als Leser erhalten bleiben!

God bless,

inphidelik

ordi hat gesagt…

Hallo inphidelik!
Vielen Dank für diese Klarstellung! Ich weiß das wirklich sehr zu schätzen und nehme selbstverständlich die Entschuldigung an. Sorry, dass mein Eintrag selbst nicht klar genug gewesen ist und ich erst erklären musste. Leider passiert mir das öfter, wovon viele Korrektureinträge bzw. erklärende Kommentare in diesem Blog ja zeugen.

Man muss nicht immer theologisch auf dem selben Nenner sein um sich dennoch prima zu verstehen und einander zu respektieren. :) Vielen Dank für diese Worte! Ich stimme zu 100% zu!