Am SBTS war klar: ALLE Professoren und so ziemlich alle 4000 Studenten waren Calvinisten - die meisten davon 5-Punkt Calvinisten. Am BSB ist ein heiterer Mischmasch aus beiden, Calvinisten und Arminianern vorzutreffen.
Meine Position ist weder 5-Punkt noch komplett-freier-Wille. Am SBTS habe ich für den Freien Willen argumentiert, am BSB für den Calvinistischen, da dieser hier als lächerlich propagiert wird.
Was mir dabei aufgefallen ist:
So ziemlich alle Calvinisten, die ich getroffen habe, hatten eine Demut, die mir die Sprache verschlug. Sie sprachen von Gott sehr ehrfürchtig und lebten meist ein Leben, das wirklich von Dankbarkeit geprägt war. Ich las mir die Definitionen von Prädestination (Erwählung) wieder und wieder durch. Und doch kam ich zu dem Schluss, dass ich der Meinung eines Calvinisten nicht wirklich komplett zustimmen kann. Ich sah jedoch ihre vielen Bibelstellen (auch im Kontext) und ihre Begründungen aufgrund selbiger. Wir lasen Texte von Arminianern - und es viel auf, dass diese sehr motzig, ja manchmal sogar stark ausfallend wurden.
Ich kam nach Deutschland und traf, selbstverständlich, auf Vertreter des Freien Willens. Zu meiner Überraschung waren die tatsächlich so, wie die Arminianer, deren Texte wir am SBTS gelesen haben. Sie hatten auch ihre (zum Teil) biblischen Argumente, jedoch schlussfolgerten sie recht viel aus dem Kontext, als wirklich auf konkrete Stellen einzugehen. Was mich am meisten schockierte war jedoch die Art, wie Vertreter des Freien Willens über ihre calvinistischen Glaubensbrüder sprachen. Es war/ist selten respektvoll oder demütig... :( Ich habe Meinungen gehört, die sogar so weit gehen, dass man den Calvinisten vorwirft, sie würden an einen falschen Gott glauben - an einen Gott, der nicht der Gott der Bibel ist.
Das machte mich zutiefst traurig... Vor allem, weil ich es zum Teil vom Lehrerpult aus hörte...
Ich halte Demut für ein sehr, sehr hohes Gut. Ich glaube, dass der Stolz einer der größten Sünden des Menschen ist. Aus Stolz bzw. Ruhmsucht (im Griechischen ist "Stolz" und "Ruhm" das selbe Wort) fiel Engel Luzifer, den wir jetzt auch als "Satan" kennen. Stolz und Ruhm waren es, die den Pharao so unbeugsam machen. Der Mensch ist meist viel zu stolz, um seinen eigenen Weg aufzugeben und sich Gott zu unterwerfen. Stolz ist echt krass... Wenn ich aber dann merke, dass Leute über andere Christen negativ reden und dabei in diesem Punkt keine Demut und Zurückhaltung üben, enttäuscht es sehr...
Schlimm finde ich, dass einer unserer Dozenten sich über Calvinisten geradezu lächerlich macht. Auch wenn man die calvinistische Sicht erklärt (da sie ja oft nicht objektiv gelehrt wird von Arminianern), wird man selbst durch den Kakao gezogen... Mir selbst macht das nichts aus, aber hilft dies wirklich? Kann sich ein Student da noch eine eigene Meinung bilden? Hmmm...
Das größte Problem mit dem Arminianismus (Freier-Wille Theologie) empfinde ich das Verständnis von Gott... Es wirkt so, als würde Gott lediglich auf den Menschen reagieren. Adam fällt in Sünde, "oh! da muss ich was machen", denkt sich Gott, und macht alles neu durch Noah. Das klappt aber auch nicht, weil sie wieder sündigen, also führt Gott den Bund mit Mose ein. Die Menschen schaffen es wieder nicht, sich dran zu halten, also denkt sich Gott "oh Mist, dann versuchen wir noch einmal was Neues" und schickt Jesus... SO kann es ja wohl nicht sein, oder? Gott ist kein Gott, der "herumprobiert". Diese Sicht von Gott ist tatsächlich zu klein.
Selbstverständlich würde kein Vertreter der Freier-Wille-Theologie dies jemals so direkt lehren, jedoch auch nicht das Gegenteil...
Ich bin kein Calvinist. Ich bin kein Arminianer. Ich bin Christ. Aber als solcher sage ich zum Thema Prädestination nur eins: Wer sich zu weit in eine der beiden Richtungen lehnt, sodass man die andere Position nicht mehr stehenlassen kann, ohne der anderen Partei das Heil abzusprechen, so ist etwas schief in der Theologie. Wenn die eigene Theologie zum Stolz (und somit zur Sünde) führt, dann stößt sie Menschen eher ab (selbst wenn Wahrheit mit drin steckt)... Und wenn sich jemand über den Glauben eines anderen Glaubensbruder lustig macht, ist definitiv Sünde am Werk... Sollen wir nicht alle darauf achten, nichts aus Ruhmsucht zu tun, sondern in DEMUT einen den anderen höher erachten als uns selbst? (Philipper 2,3) ... Wenn wir das nicht leben, werden wir, egal was wir lehren (und egal wie wahr es sein mag), Leute wegstoßen - vielleicht sogar weg von der Wahrheit... :/
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen